Hitzewelle: Massive Kritik an nicht klimatisierten DoStos

NSU-DoSt-alt

DDR-Doppelstockwagen in Neckarsulm

Nachdem hier im Weblog Fahrgäste mit massiver Kritik auf den Einsatz der nicht klimatisierten Doppelstockwagen auf der Frankenbahn zwischen Stuttgart und Neckarsulm / Bad Friedrichshall / Osterburken reagierten und angesichts der aktuellen Hitzewelle von unerträglichen Zuständen in den engen Fahrzeugen mit Temperaturen von bis zu 40 Grad im Fahrzeuginneren berichten, haben wir das Landesverkehrsministerium um eine Stellungnahme gebeten. Wie sieht das Verkehrsministerium die Situation insbesondere angesichts der aktuellen Hitzewelle? Sind Temperaturen von 40 Grad im Fahrzeuginnern ohne entsprechende Lüftungsmöglichkeiten ein gesundheitliches Risiko? Waren diese Umstände dem Ministerium bereits bekannt, als die DB ankündigte, nicht klimatisierte Doppelstockwagen einzusetzen? Wie kann hier rasch Abhilfe geschaffen werden? Hier die Antwort von Pressesprecherin Babette Waschke aus dem Stuttgarter Ministerium: Vielen Dank für ihre Anfrage und dass Sie uns die Gelegenheit zur Stellungnahme geben. Es ist richtig, dass ein Teil der Zugpaare bei der RB auf der Frankenbahn mit nichtklimatisierten Doppelstockwagen gefahren wird, während der RE Stuttgart-Würzburg mit klimatisierten Dostos gefahren wird. Diese Aufteilung ist eine unternehmerische Entscheidung der DB. Es war der Wunsch vieler Fahrgäste auf der Frankenbahn, die n-wagen (Silberlinge) durch Doppelstockwagen zu ersetzen. Diesen Wunsch haben DB und Land umgesetzt. Leider waren aber zum Zeitpunkt des Auslaufens des großen Verkehrsvertrages nicht genügend klimatisierte Doppelstockwagen auf dem Markt verfügbar, so dass jetzt auch einige nicht klimatisierte zum Einsatz kommen. Es ist aber nicht zutreffend, dass diese Wagen über keine Belüftung verfügen. Sämtliche oberen Fenster im Oberdeck sind klappbar, so dass zumindest während der Fahrt eine ausreichende Durchlüftung stattfindet. Zudem waren diese Wagen jahrelang zuverlässig in Gegenden wie dem Leipziger Becken oder dem sächsischen Elbtal unterwegs. In diesen Regionen wird es im Sommer ähnlich warm wie in Baden-Württemberg. Es ist aber nichts bekannt, dass es bei den Fahrgästen dort zu Gesundheitsbeeinträchtigungen gekommen wäre. Andererseits haben diese Dostos gegenüber den n-Wagen auch Vorteile, z.B. barierrefreier Zugang und mehr Fahrradstellplätze. Eine Änderung dieser Situation ist bis zur Inbetriebnahme der Stuttgarter Netze nicht zu erwarten, da auf dem Fahrzeugmarkt auch bis dahin voraussichtlich keine weiteren klimatisierten Doppelstockwagen zur Verfügung stehen werden. Ab Dezember 2019 werden Abellio und Go-Ahead den Regionalverkehr auf der Frankenbahn mit durchgängig klimatisierten Rollmaterial übernehmen.

 

3 Gedanken zu „Hitzewelle: Massive Kritik an nicht klimatisierten DoStos

  1. Ich würde dem Herrn Verkehrsminister und seiner Pressesprecherin einfach mal empfehlen, mittags um 16:00 Uhr bei 33 Grad mit einem in dieser Zeit mit Pendlern vollbesetzten Doppelstockwagons mit „ausreichender“ Belüftung von Stuttgart nach Neckarsulm zu fahren.Ich bin gespannt, ob sie dann immer noch der Auffassung sind, dass das alles supi und in keiner Weise gesundheitsgefährdend ist. Dass diese Wagen in den letzten Jahren ohne entsprechende Beanstandungen von Seiten der Fahrgäste in ähnlicher Situation in Sachsen eingesetzt wurden, bestreite ich jetzt einfach mal und dass auf der Strecke Neckarelz/Heilbronn/Stuttgart auch klimatisierte andere Wagons eingesetzt werden, kommt zumindest nach meiner Erfahrung -ich pendele täglich von Lauffen nach Stuttgart- nicht vor.
    Hinzu kommt, dass nicht alle Fenster mit Klappfenstern ausgerüstet sind und sich auch nicht alle Fenster zu der sagenhaften Öffnungsbreite von maximal 5 bis 7 cm öffnen lassen.
    Mittlerweil kommentieren sogar die Lokführer die Situation mit Galgenhumor. Gestern abend hieß er die Fahrgäste auf der Fahrt im „Sauna“-Zug von Stuttgart nach Heilbronn willkommen und bot uns die Auswahl zwischen zwei Temperaturzonen an: „sehr warm im Erdgeschoss“ und „sehr, sehr warm“ im oberen Geschoss……fügte aber dann gleich an, dass das natürlich eigentlich nicht witzig sei,

  2. Eigentlich wollte ich mich hier über die Arroganz der Pressesprecherin bzw. des ganzen Verkehrsministeriums aufregen, aber meine Vorrednerin hat alles gesagt, was es zu sagen gibt und ich kann mich den Fakten vorbehaltlos anschließen.
    Herr Hermann und/oder Frau Waschke sollen einfach mal mitfahren – ich lade beide liebend gerne ein.
    Und möglicherweise ist der eine oder andere RE auch klimatisiert, nur bringt das den RB-Nutzern, die eben nach Lauffen oder Kirchheim wollen, gar nichts, da diese Züge dort nicht halten. In diesem Falle wären die „Silberlinge“ mit deutlich mehr Platz und Fenstern, die diese Bezeichnung auch verdienen. die deutlich bessere Lösung. Mich hat man übrigens nicht befragt, ob ich Doppelstöcker möchte oder die einfachen Züge – und wahrscheinlich wurde die fehlende Klimatisierung bei dieser Befragung auch nicht thematisiert.
    Ich weiß nicht, ob es diesen Tatbestand gibt, werde es aber herausfinden, wenn ich das Land wegen versuchter Körperverletzung (bei 37° abends und sage und schreibe 32° morgens um 8:15 Uhr) anzeige.
    Generell ist es schön, dass wir dann ab 2020 durchweg klimatisiert fahren, aber das sind noch mindestens zwei weitere Sommer mit entsprechenden Temperaturen, die es mangels Alternative noch auszuhalten gilt.
    Ach übrigens: das Thema Zugausfälle aufgrund fehlender Lokführer wurde hier noch gar nicht angesprochen. Erst gestern dauerte die normalerweise halbstündige Fahrt 90 Minuten, weil sowohl der Zug um 17:45, als auch der nachfolgende ersatzlos gestrichen wurden und ein am Bahnsteig stehender Bediensteter der DB zugeben musste, dass keine Lokführer zur Verfügung stehen.
    Die Quintessenz ? Eine steigende Anzahl von Pendlern wird den klimatisierten Stau diesen unmenschlichen Bedingungen vorziehen – und das kann keinesfalls im Sinne unseres so emsigen knallgrünen Verkehrsministers sein. Wir wollen weder Abmahnungen, noch Entschädigungen, sondern schlichtweg einen funktionierenden ÖPNV auf dieser sehr stark frequentierten Strecke.

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