Frankenbahn: Arverio soll ab Dezember 2026 MEX 18 zwischen Stuttgart und Heilbronn übernehmen

Nach einer aktuellen Pressemitteilung hat das Ministerium für Verkehr in Baden-Württemberg den Zuschlag für den Betrieb des Netzes Stuttgart-Bodensee ab Fahrplanwechsel im Dezember 2026 erteilt. Netz 35a geht demnach an DB Regio, Netz 35b an Arverio. Auf den Strecken sollen die neuen Doppelstockzüge vom Typ Alstom Coradia Max zum Einsatz kommen. Zum Netz 35 gehören auch Teile der Frankenbahn. Die heute als MEX 12 und MEX 18 verkehrenden MetropolExpress-Züge zwischen Tübingen, Stuttgart, Heilbronn und Osterburken beziehungsweise Mosbach-Neckarelz sollen künftig als MEX 18 von Arverio Baden-Württemberg betrieben werden und nur noch zwischen Stuttgart und Heilbronn pendeln. Damit wechselt der MEX-Verkehr zwischen Heilbronn und Stuttgart erneut den Betreiber und geht nach etwas über einem Jahr von DB Regio an Arverio über, nachdem DB Regio erst im August 2025 die Verkehre vom Vorgänger SWEG übernommen hatte. So vermittelt es zumindest die Pressemitteilung mit der entsprechenden Netz-Grafik.

Der VCD in der Region Hall-Heilbronn-Hohenlohe begrüßt zwar, dass mit der Neuvergabe alle drei Fahrten je Stunde zwischen Heilbronn und Stuttgart (MEX 18, RE 8) beim gleichen Betreiber wären, was betriebliche Vorteile brächte. Der VCD kritisiert jedoch den Zuschnitt des Vergabenetzes und die Einkürzung der beliebten MEX-Verbindungen auf die Strecke Heilbronn – Stuttgart. Der VCD setzt sich bereits seit Bekanntwerden der ersten Planungen für dieses Netz dafür ein, dass der MEX von Stuttgart aus nicht nur bis Heilbronn, sondern mindestens bis Bad Friedrichshall Hbf verkehren muss und hat bereits 2023 ein entsprechendes Konzept vorgelegt.

Der VCD fordert, dass die MEX-Züge in Zukunft halbstündlich mindestens bis Bad Friedrichshall Hbf fahren müssen, um vor allem die großen Arbeitsstätten im Raum Neckarsulm besser anzubinden. In Bad Friedrichshall besteht zudem die Möglichkeit, für Pendler*innen Parkmöglichkeiten direkt in Nachbarschaft der stark überlasteten B27 zu schaffen. ©SCRITTI

„Es ist überhaupt nicht akzeptabel, dass der halbstündliche MEX von Stuttgart künftig in Heilbronn Hbf endet und alle Fahrgäste, die auf der Frankenbahn weiter in Richtung Neckarsulm oder Bad Friedrichshall wollen, umsteigen müssen“, sagt VCD-Vorstandsmitglied Hans-Martin Sauter. „Wir haben in der Region das höchste Verkehrsaufkommen auf der Achse Heilbronn – Neckarsulm mit Tausenden Arbeitsplätzen bei großen Arbeitgebern. Diese müssen auch weiterhin aus dem Raum Stuttgart und südlich von Heilbronn direkt erreichbar sein.“ Zwar sollen einzelne MEX-Verbindungen bis Neckarsulm führen, wenn diese aber auf Gleis 3 enden, bringt das zusätzliche betriebliche Einschränkungen mit sich. Auch nützen wie bisher einzelne Fahrten nach Mosbach-Neckarelz herzlich wenig.

Daher fordert der VCD weiterhin, dass der MEX halbstündlich mindestens bis Bad Friedrichshall Hbf verkehrt oder besser noch wie früher auf der zweigleisigen Neckartalbahn bis Mosbach-Neckarelz. Der VCD fordert seit langem zudem halbstündlich Direktverbindungen von Heilbronn bis Heidelberg und Mannheim über beide Strecken (Sinsheim / Neckarelz), die nun ebenfalls endlich verwirklicht werden könnten.

„Wir lehnen das bislang vom Land und der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg kommunizierte Fahrplankonzept mit Stuttgart 21 strikt ab, da es uns beim Schienennahverkehr in der Region um Jahre zurückwirft und zahllose Verschlechterungen mit verpassten Anschlüssen bringt. Zudem gehen wir auch nicht davon aus, dass Stuttgart 21 und die flächendeckende Nutzung des digitalen Zugsicherungssystem ETCS überhaupt funktionieren werden. Das Chaos ist jetzt schon vorprogrammiert, und die Fahrgäste im ganzen Land müssen es ausbaden.“
Hans-Martin Sauter, VCD HHH Vorstandsmitglied

Nördlich von Bad Friedrichshall Hbf verzweigen sich drei Bahnstrecken in Richtung Jagsttal, Neckartal und Elsenztal. Aus VCD-Sicht ist dies ein wichtiger Knotenpunkt, bis zu dem mindestens die MEX-Züge führen müssen. Alles andere bedeute mehrfaches Umsteigen. „Gerne erläutern wir den Planern in Stuttgart bei einem Vorort-Termin die Situation zum Bahnverkehr in unserer Region“, sagt Hans-Martin Sauter.

In der Pressemitteilung heißt es weiter im Wortlaut:

Langfristige Verträge für einen hochwertigen Regionalverkehr
Die beiden Verkehrsverträge beginnen mit dem Fahrplanwechsel am 13. Dezember 2026 und laufen bis Ende 2040. „Langfristigere Vergaben sind die Grundlage für einen stabilen, hochwertigen Regionalverkehr. Wir sichern damit nicht nur bestehende Jobs bei DB Regio und Arverio, sondern schaffen auch neue Arbeitsplätze“, erklärte Landesverkehrsminister Winfried Hermann.

„Das Land hat die Verträge für die Netze geschlossen, die im Dezember 2026 starten. Mit der Inbetriebnahme von Stuttgart 21 kommen neue Strecken, häufigere Verbindungen und komfortablere Züge hinzu. Das bedeutet für die Fahrgäste in Baden-Württemberg kürzere Fahrtzeiten – zum Beispiel zwischen Stuttgart und Ulm –, neue Verbindungen beispielsweise zwischen Karlsruhe und Friedrichshafen sowie bessere Takte, etwa von Bietigheim-Bissingen nach Stuttgart.“ 
BaWü-Landesverkehrsminister Winfried Hermann

Den Betrieb des Netzes 35a hat DB Regio gewonnen. Es besteht hauptsächlich aus der Verbindung quer durch Baden-Württemberg vom Bodensee über Ulm, die Neubaustrecke zum Stuttgarter Flughafen und durch den Tiefbahnhof Stuttgart 21 weiter über Bietigheim in Richtung Karlsruhe und Heidelberg. ©VM BW


RE-Linien im Netz 35a
DB Regio erhält den Zuschlag für das Netz 35a mit sieben Linien und bis zu 9,9 Millionen Zugkilometern pro Jahr.
 
Markus Kaupper, Vorsitzender der Regionalleitung DB Regio Baden-Württemberg, sagte: „Wir freuen uns sehr über den Zuschlag und das in uns gesetzte Vertrauen. DB Regio wird damit weiterhin den Regionalverkehr zwischen Stuttgart und dem Bodensee betreiben und das Verkehrsgebiet bis Karlsruhe ausweiten. Durch den Einsatz der vom Land beigestellten Fahrzeuge profitieren unsere Fahrgäste von einheitlichen, modernen und mit Ökostrom betriebenen Neufahrzeugen.“

BaWü Netz 35b Ausschreibung
Das Netz 35b soll künftig Arverio betreiben. Dazu gehört auch der MEX 18 zwischen Heilbronn und Stuttgart. Künftig sollen die Züge des MEX 13 von Aalen kommend von Stuttgart Hbf weiter nach Tübingen fahren und nicht mehr wie heute die Züge des MEX 12/18. Osterburken wird vom MEX-Netz komplett abgehängt. ©VM BW

MEX-Linien im Netz 35b 
Arverio Baden-Württemberg erhält den Zuschlag für das Netz 35b mit fünf Linien und bis zu 10,3 Millionen Zugkilometern pro Jahr. 
 
Fabian Amini, CEO von Arverio Deutschland, erklärte: „Das gesamte Arverio-Team freut sich sehr, dass wir mit unserem Angebot überzeugen konnten und wir den Zuschlag für Netz 35b erhalten. Vor einem Jahr hatten wir angekündigt, als Arverio und ÖBB gemeinsam in Deutschland wachsen zu wollen – dies ist nun der erste Schritt dazu.“ Zum weiteren Vorgehen ergänzte Fabian Amini: „Alle Beteiligten sind sich darüber im Klaren, dass die Vorlaufzeit für die Inbetriebnahme eines Netzes dieser Größenordnung extrem kurz ist – und die Rahmenbedingungen mit der zeitgleichen Inbetriebnahme von Stuttgart 21 nicht einfach. Nun packen wir es an!“

Alstom Coradia Max DoSto Bwegt Design
Im Netz 35 sollen die neuen Doppelstockzüge vom Typ Alstom Coradia Max zum Einsatz kommen. Wann diese Züge ausgeliefert werden und in welcher Zahl, und bis wann sie eine Zulassung erhalten, ist bislang ungewiss und vor Dezember 2026 auch nicht mehr wahrscheinlich. ©Bwegt

Neue Züge: mehr Platz, mehr Tempo, mehr Komfort
Auf den Strecken kommen schrittweise die neuen Coradia Max-Doppelstockzüge zum Einsatz. „Mit den Coradia Max-Doppelstockzügen bekommt Baden-Württemberg auf den Linien von Stuttgart bis an den Bodensee die schnellsten Regionalzüge Deutschlands. Das Land beschafft für die Strecken hochmoderne, barrierefreie Züge mit Arbeits- und Familienbereichen sowie viel Platz für Gepäck, Fahrräder und Kinderwagen. Damit schaffen wir ein hochattraktives Angebot, das Autofahrende zum Umsteigen einlädt. Baden-Württemberg versteht sich als ´Pionier` für einen modernen Regionalverkehr“, so Minister Hermann.

Ergänzend werden auf den Strecken temporär Triebfahrzeuge vom Typ „Mireo“ von Siemens sowie Triebfahrzeuge der Baureihe „Talent 3 plus“ von ehemals Bombardier, heute Alstom eingesetzt. Alle Züge werden für die digitale Leit- und Sicherungstechnik „European Train Control System“ (ETCS) ausgerüstet, sodass mehr Züge unterwegs sein und zuverlässiger gesteuert werden können.  (pm/mgr)

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