Verkehrsminister setzt Go-Ahead unter Druck

Bei einer Momentaufnahme am Neckarsulmer Bahnhof am 13. Januar 2020 gegen 16:30 Uhr ergab sich folgendes Bild: 16:35 Uhr RB18 (Abellio) von Stuttgart nach Osterburken steht als pünktlich online im DB Navigator, fährt aber real 10 Minuten zu spät um 16:45 Uhr. Der aus einem ET425 gebildete Zug würde nun wieder (wie schon unzählige Male zuvor) den nachfolgenden RE8 nach Würzburg (ab 16:52 Uhr) ausbremsen. Dies ist an diesem Tag jedoch kein Problem, da RE8 um 16:52 Uhr nach Würzburg komplett ausfällt! Und auch RE8 eine Stunde später um 17:52 Uhr nach Würzburg fällt ebenso aus! Fast alle Stadtbahnen der Linien S41 / S42 haben sowohl von Heilbronn als auch in Richtung Heilbronn Verspätung, teils bis zu 10 Minuten. Es scheint, der Streckenabschnitt Neckarsulm – Bad Friedrichshall ist inzwischen an der Kapazitätsgrenze angelangt. In einer aktuellen Pressmitteilung hat Verkehrsminister Winfried Hermann nun von der Geschäftsführung von Go-Ahead Baden-Württemberg rasche Lösungen bei den Kapazitäts- und Qualitätsproblemen auf den neu betriebenen Strecken verlangt.

„Go Ahead erfüllt unsere vorgegebenen Kapazitätsanforderungen vielfach nicht. Das gilt insbesondere im Berufsverkehr. Hinzu kommen zuletzt zu viele personalbedingte Ausfälle ganzer Zugfahrten. Wir erwarten eine unverzügliche Besserung“, so der Minister. „Wir beobachten das genau. Und wir bekommen sehr viele Kundenproteste insbesondere aus dem Filstal zwischen Stuttgart und Ulm. Und ich kann das nachvollziehen.“ Der Minister erklärte weiter, dass es nicht helfe, wenn Go-Ahead bei vielen Züge mehr als die vom Land bestellte Kapazität fahre, wenn die entscheidenden Pendlerzüge in den Stoßzeiten zu kurz seien. Der Minister forderte auch den Fahrzeughersteller Stadler Pankow auf, die noch ausstehenden drei Züge zeitnah an Go-Ahead zu liefern.

Der technische Geschäftsleiter von Go-Ahead Baden-Württemberg, Gordon Lemke, erklärte, dass die Probleme erkannt seien und derzeit intensiv an kurzfristigen Lösungen gearbeitet werde, um gegenzusteuern. So werde von diesem Mittwoch an dafür gesorgt, dass im Filstal in den Hauptverkehrszeiten mehr Fahrzeuge entsprechend der Bestellung des Landes eingesetzt werden. Zudem habe Stadler zugesagt, Ende Januar einen und im Februar zwei Züge zu liefern, die notwendig sind, um einen stabilen Betrieb sicherzustellen. Am Dienstag trafen sich Vertreter von Ministerium, Nahverkehrsgesellschaft und Go-Ahead zu einem erneuten Krisengespräch, um die Probleme zu besprechen und Lösungen aufzugleisen. Das Ministerium erwartet eine kurzfristige Umstellung der Fahrzeugdisposition, um die derzeit knappen Fahrzeugressourcen gezielt auf die wichtigen Pendlerzüge zu steuern. (mgr/pm)

2 Gedanken zu „Verkehrsminister setzt Go-Ahead unter Druck

  1. Als Pendler und Zeitungsleser fällt mir positiv auf, dass der Verkehrsminister Winfried Hermmann und sein Ministerium sich immer wieder mit dem leidigen Thema der Schlechtleistung der Bahnunternehmen befassen und hier dran bleiben, den Unternehmen Druck zu machen. Es bleibt hier natürlich zu hoffen, dass sich die Situation mit fehlenden Wagen und fehlenden Mitarbeitern irgendwann einmal zum Besseren wendet. Daher: bleiben Sie dran, Herr Minister!

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