Sperrung der Riedbahn 2024: Neue Chancen für Fernverkehr auf der Frankenbahn?

Im kommenden Jahr plant die Deutsche Bahn (DB) erstmals in ihrer Geschichte die halbjährliche Komplettsperrung einer der wichtigsten Schienenkorridore in Deutschland. Von Juli bis Dezember 2014 soll die Riedbahn zwischen Mannheim und Frankfurt/Main für den gesamten Schienenverkehr gesperrt werden, um eine Vielzahl notwendiger Sanierungsmaßnahmen in einem Aufwasch durchzuführen. Der Schienenverkehr soll während dieser Zeit über die parallel verlaufenden Bahnstrecken via Worms oder Darmstadt umgeleitet werden. Da die Kapazitäten jedoch begrenzt sind, wird voraussichtlich der gesamte Nahverkehr durch Busse im Schienenersatzverkehr (SEV) abgewickelt. Viele Fachleute befürchten jedoch, dass Tausende Fahrgäste abwandern werden und so dem Bahnverkehr dauerhaft Schaden zugefügt wird.

Der ICE könnte 2024 wieder auf die Frankenbahn zurückkehren, wenn Fernverkehrszüge zwischen Frankfurt und Mannheim umgeleitet werden müssen. Bereits 2020 gab es wegen der Sperrung der Schnellfahrstrecke Stuttgart – Mannheim eine tägliche ICE-Verbindung von Stuttgart nach Berlin und zurück über die Frankenbahn mit Halt in Heilbronn, hier bei der Durchfahrt in Osterburken. ©SCRITTI

In einer Bundestagsdrucksache zum Thema antwortet die Bundesregierung auf eine Anfrage von CDU/CSU: „Weiterhin soll noch geprüft werden, ob sich durch die Umleitung von Fernzügen zwischen Fulda und Stuttgart über Würzburg und Heilbronn (Frankenbahn) eine Entlastung des Bereichs zwischen Frankfurt und Mannheim erreichen lässt.“ Der VCD in der Region Hall-heilbronn-Hohenlohe hält eine Umleitung von Fernverkehrszügen von Fulda nach Stuttgart über die Frankenbahn für eine für die Fahrgäste gute und akzeptabel Lösung. „Natürlich müssen diese Züge dann auch in Heilbronn halten“, sagt VCD-Landesvorsitzender Matthias Lieb.

Allerdings könnte es dafür notwendig werden, die erst vor wenigen Jahren von der DB verkürzten Bahnsteige teils provisorisch wieder auf die ursprünglichen 400 Meter zu verlängern, damit auch lange ICE-Züge halten könnten. „Eine Entlastung der schon überlasteten Strecke Fulda – Frankfurt – Mannheim durch Führung von Zügen über die Frankenbahn hatten wir als VCD schon in der Vergangenheit immer wieder vorgeschlagen“, erläutert Matthias Lieb. „Und zwar auf der Frankenbahn versetzt um 30 Minuten zum bestehenden RE 8 Würzburg – Heilbronn – Stuttgart.“

Auch während der Bundesgartenschau 2019 in Heilbronn gab es täglich eine ICE-Verbindung von Köln über Heilbronn nach Stuttgart und zurück, hier bei der Durchfahrt in Neckarsulm. ©SCRITTI

Der VCD schlägt seit Jahren vor, die Frankenbahn als Ausweichstrecke für den überlasteten Bahnkorridor Mannheim – Frankfurt/Main – Fulda zu nutzen, da hier zwischen Stuttgart, Würzburg und Fulda durchaus konkurrenzfähige Fahrzeiten erzielt werden können. Ein ICE, der nur in Heilbronn und Würzburg hält, könnte die Strecke Stuttgart – Fulda über die Frankenbahn in rund 2:30 Std. zurücklegen. Das sind nur rund 10 Minuten mehr als auf dem bisherigen Weg über die Schnellfahrstrecke von Stuttgart nach Mannheim und über Frankfurt nach Fulda. Die Frankenbahn hat sich bereits bei der Sperrung der Schnellfahrstrecke Stuttgart – Mannheim über mehrere Monate als belastbare Umleitungsstrecke für eine tägliche ICE-Verbindung Stuttgart – Würzburg – Berlin bewährt und mit dem ICE-Halt in Heilbronn dem DB-Fernverkehr zusätzliche Fahrgäste zugeführt. Der VCD setzt erneut auf diesen Effekt bei einer Sperrung der Riedbahn.

Eine Entlastung der schon überlasteten Strecke Fulda – Frankfurt – Mannheim durch Führung von Zügen über die Frankenbahn hatten wir als VCD ja schon in der Vergangenheit immer wieder vorgeschlagen.

VCD-Landesvorsitzender Matthias Lieb

Dass die Großstadt Heilbronn weiterhin vom Schienenfernverkehr abgehängt bleibt, liegt nach Ansicht des VCD in erster Linie an der Politik der Deutschen Bahn, die den gesamten bundesweiten Fernverkehr auf nur wenige, hoch belastete Korridore konzentriert anstatt das gesamte Bahnnetz mit zahlreichen zweigleisigen, elektrifizierten Strecken für mehr Resilienz und die Anbindung und bessere Vernetzung zahlreicher Großstädte zu nutzen. „Leider versagt die Politik seit über 20 Jahren komplett, wenn es darum geht, ein deutschlandweites Netz im Schienenfernverkehr mit konkreten Vorgaben an die Betreiber zu entwickeln“, sagt Michael Schwager, Vorstand im VCD-Regionalverband. Der Bund müsse endlich seiner gesetzlichen Verantwortung für den Schienenpersonenfernverkehr nachkommen und dafür sorgen, dass zahlreiche bundesdeutsche Großstädte wie Heilbronn wieder regelmäßig im Taktverkehr ans Fernverkehrsnetz angebunden werden. Dies könne zum Beispiel analog zum Regionalverkehr durch die Ausschreibung oder Vergabe konkreter Linien im Fernverkehr erfolgen.

3 Gedanken zu „Sperrung der Riedbahn 2024: Neue Chancen für Fernverkehr auf der Frankenbahn?

  1. Das mit dem ICE vor ein paar Jahren war auch ziemlich Verarsche: Ich habe zwei Wochen lang probiert, mit dem ICE von HN nach WI zu fahren.
    Schon beim Kartenkauf sagte man mir am Schalter „Der wird eh nicht fahren!“ Und tatsächlich: Kurz vor dem Mittag fiel der ICE dann jeden Tag aus.
    Da gehe ich nicht von Zufall, sondern gezielter Planung aus.

  2. Kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass auf der ohnehin überlasteten
    Strecke auch noch ein ICE unterzubringen wäre.
    Schon jetzt gibt es, selbst in der Hauptverkehrszeit, teilweise nur eine
    (1! ) Verbindung zwischen HN und STG.
    Außerdem ist da noch die gelbe AVG-Bimmel ebenfalls auf der Strecke…

  3. Pingback: Neuer ICE auf Frankenbahn fährt 2024 (zunächst?) an Heilbronn vorbei | Weblog zur Frankenbahn

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