In einer aktuellen Pressemitteilung zieht das Verkehrsministerium Baden-Württemberg eine erste Bilanz des „Aktionsplans Schienenverkehr“, nachdem es seit einem Jahr zu Zugausfällen und Verspätungen im Verantwortungsbereich der Deutschen Bahn (DB) Regio kam. „Seit der Vorstellung des 10-Punkte-Plans im Juli 2017 haben wir uns auch auf den kritischen Linien wie Filstal-, Bodenseegürtel- und Remsbahn spürbar verbessert, was die Themen Pünktlichkeit, Qualität und Zugausfälle angeht“, sagte Verkehrsminister Winfried Hermann. Die Kooperation mit der Deutschen Bahn sei auf allen Ebenen konstruktiv und lösungsorientiert. Die Frankenbahn von Stuttgart über Heilbronn nach Würzburg zeige aber auch die noch offenen Baustellen. Die Pünktlichkeit konnte bisher nicht deutlich gesteigert werden und sei im Vergleich sogar schlechter als auf der als überlastet gekennzeichneten Rheintalbahn.
Woran liegt es also? „Die Probleme auf der Frankenbahn resultieren aus der Einbindung der Züge in die Knoten Würzburg und Stuttgart mit viel Fern- und Güterverkehr. Sowie aus der Eingleisigkeit zwischen Züttlingen und Möckmühl und der hohen Streckenauslastung zwischen Heilbronn und Bad Friedrichshall“, sagt eine Sprecherin des Ministeriums auf Anfrage. Dass die Probleme teils vom Land selbst durch das Fahrplankonzept im Nahverkehr verursacht werden, weist die Sprecherin zurück. „Das Fahrplankonzept ist mit den Knoteneinbindungen seit Jahren gewachsen und durch DB Netz korrekt trassiert. Von Seiten des Infrastrukturbetreibers und des Verkehrsunternehmens DB sind uns keine Beschwerden bekannt, dass das vom Land gewählte Fahrplankonzept die Verspätungen begünstigt.“
Das sieht der ökologische Verkehrsclub VCD in der Region Hall-Heilbronn-Hohenlohe jedoch anders. Im aktuellen Fahrplankonzept des Landes begegnen sich in einem Zeitfenster von etwa 20 Minuten im Bereich des eingleisigen Abschnitts zwischen Züttlingen und Möckmühl vier Regionalzüge, da sich RE und RB im Abstand von wenigen Minuten hintereinander herfahren. Beispiel: Ankunft RB in Osterburken 14:22 Uhr, Ankunft RE 14:26 Uhr mit nur 4 Minuten Abstand. Abfahrt RE Richtung Heilbronn 13:33 Uhr, Abfahrt RB 13:37 Uhr mit ebenfalls nur 4 Minuten Abstand. Minimalste Verzögerungen des einen führen hier unweigerlich zu Verspätungen des anderen Zuges.
Hat zum Beispiel im Bahnhof Osterburken der RE aus Richtung Würzburg eine Verspätung von wenigen Minuten, kommt die dann auch zu spät abfahrende Regionalbahn im nur 16 Kilometer entfernten, eingleisigen Abschnitt den aus Richtung Heilbronn kommenden Zügen in die Quere. Am Wochenende besteht dieses Problem nicht, da die RB um 30 Minuten versetzt verkehrt. Der VCD fordert seit Jahren die schnelle Beseitigung des Engpasses zwischen Züttlingen und Möckmühl.
Die DB betonte, dass alle Maßnahmen des Aktionsplanes umgesetzt wurden und bei einer Entschuldigungsaktion insgesamt 1,8 Millionen Euro an 14.000 Fahrgäste ausgezahlt wurden. Weitere, eigentlich selbstverständliche Maßnahmen wie optimierte Arbeitsabläufe bei der Bereitstellung der Züge, seien in der Pipeline, so David Weltzien, DB-Vorsitzender Regionalleitung Baden-Württemberg. „In Heilbronn, wo wir keine Werkstatt haben, werden in Kürze regelmäßig mobile Instandhalter eingesetzt. Sie können Schäden vor Ort beheben, damit Züge gar nicht erst in die Werkstatt müssen.“ Erstaunlich, dass der DB, die seit Jahrzehnten Züge im Raum Heilbronn betreibt, das erst jetzt auffällt.
Der VCD Baden-Württemberg hält die bisherigen Maßnahmen nicht für ausreichend und fordert dringend eine Erstattungsregelung für Pendler. Land und DB seien mit ihrem Maßnahmenpaket durchaus bemüht, die Pünktlichkeit zu erhöhen – doch die Ergebnisse seien nach wie vor bescheiden, so VCD-Landesvorsitzender Matthias Lieb. Tatsächlich sei die Pünktlichkeit aktuell immer noch schlechter als im ersten Halbjahr 2017. Der VCD fordert die Einführung einer Erstattungsregelung, damit Pendler einen Teil des Fahrkartenpreises erstattet bekommen, wenn die mit dem Land vereinbarten Pünktlichkeitsziele nicht eingehalten werden. Entsprechende Vorschläge lägen dem Land vor und könnten angesichts der hohen Strafzahlungen der DB an das Land auch umgesetzt werden.
Eine Übersicht der abgearbeiteten Maßnahmen des Aktionsplans Schienenverkehr findet sich auf der Webseite des Verkehrsministeriums.
Heilbronner Bahnpendler wartete im Vorjahr 22 Stunden auf Züge
https://www.stimme.de/heilbronn/nachrichten/region/Heilbronner-Bahnpendler-wartete-im-Vorjahr-22-Stunden-auf-Zuege;art140897,4140939
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