Wie das Landesverkehrsministerium in einer aktuellen Pressemitteilung verkündet, gibt es in den kommenden Wochen Veränderungen für den Fahrplan der Frankenbahn, die für eine Stabilisierung des Verkehrs sorgen sollen. Im Rahmen eines Ersatzkonzeptes werden zusätzliche DB-Regio-Doppelstockzüge für Go-Ahead auf der Strecke Stuttgart – Heilbronn – Würzburg unterwegs sein, um den Fahrgästen rasche Verbesserungen zu bringen. Zudem ist im Zeitraum vom 7. März bis zum 9. April einen Monat lang an Wochenenden der planmäßige Ausfall von sechs Zugpaaren, sowie der Teilausfall eines Zuges vorgesehen. Den Hauptgrund für die betrieblichen Probleme bei Go-Ahead sieht Landesverkehrsminister Winfried Hermann vor allem im Fachkräftemangel: „Wir spüren hier die Auswirkungen des bundesweiten Lokführermangels. Wir kümmern uns darum, durch zusätzliche Züge die Situation zu entspannen. Nichtsdestotrotz möchte ich mich bei den Fahrgästen und der Region ausdrücklich entschuldigen. Zugausfälle in diesem Ausmaß sind nicht akzeptabel.“

Vollkommen überfüllt: Am 19. Februar 2020 kommt in Bietigheim-Bissingen in der Hauptverkehrszeit um 17:30 Uhr aus Stuttgart lediglich ein vierteiliger Triebwagen von Go-Ahead. Der Zug ist bereits komplett überfüllt. ©SCRITTI
Das findet auch der VCD in der Region Hall-Heilbronn-Hohenlohe. „Wir begrüßen, dass NVBW und Land endlich handeln, um den ständigen Zugausfällen auf der Frankenbahn entgegenzuwirken“, freut sich VCD-Vorstandsmitglied Hans-Martin Sauter. „Allerdings kann allein Personalmangel keine Entschuldigung dafür sein, dass Go-Ahead in der Hauptverkehrszeit auf der Frankenbahn teils nur vierteilige Fahrzeuge mit viel zu geringer Kapazität einsetzt, während auf der IRE-Linie Stuttgart – Karlsruhe Doppeltraktionen des gleichen Betreibers mit Neun- oder Zehn-Teilern verkehren.“

Ausreichend Platz: Auf der IRE-Linie zwischen Karlsruhe und Stuttgart verkehren die Züge in Mehrfachtraktion, so dass in der Regel ein ausreichendes Platzangebot besteht. ©SCRITTI
Der VCD bedauert, dass die Region Heilbronn-Franken vom Land anscheinend wieder einmal vernachlässigt wird und wie so oft auf dem Abstellgleis landet. Es scheint, als hätten der Schienenpersonennahverkehr und die Nöte der Fahrgäste auch für die Politik vor Ort keine große Priorität.
„Im Filstal gab es einen massiv Aufschrei der Politik wegen vergleichbarer Probleme mit dem Betreiber Go-Ahead, woraufhin das Land schnell reagiert und Pendlern Entschädigungen angeboten hat“, stellt Sauter fest. Davon sei in der Region Heilbronn-Franken leider nichts zu spüren. Die Ausdünnung des Verkehrs auf der Frankenbahn am Wochenende auf einen Zwei-Stunden-Takt ist für den VCD zudem nicht akzeptabel. „Anders als im Filstal gibt bei uns keinen Fernverkehr, auf den man ausweichen könnte. Die Achse Heilbronn – Würzburg ist für Fahrgäste aus der Region zentral im Fernverkehr Richtung Berlin oder Hamburg.“ Der VCD fordert zudem eine Entschädigungsregelung für Pendler auf der Frankenbahn, die seit drei Monaten unter Zugausfällen und überfüllten Zügen leiden. Inzwischen gibt es auch eine Online-Petition von verärgerten Fahrgästen an den Landtag, die ein Ende des Chaos auf der Frankenbahn und Entschädigungen fordert. Das Land hat entsprechende Schritte bereits angekündigt. Auch am Freitag, den 28. Februar 2020 fielen beim RE 8 ab Stuttgart 17:04 Uhr und 18:08 Uhr zwei Züge hintereinander aus, berichtet Matthias Friedlein hier im Weblog. „Das heißt für Reisende also zum wiederholten Mal in diesem Monat mindestens zwei Stunden zusätzliche Wartezeit“, ärgert sich Friedlein. „Anschlüsse in Würzburg dürften dann weg sein und heute nicht mehr verkehren. Wenn dies so weitergeht, kann man die Frankenbahn gleich ganz einstellen.“
Nach Angaben aus dem Verkehrsministerium startet der erste zusätzliche Doppelstock-Zug der DB auf der Frankenbahn am 2. März 2020, ein weiterer kommt ab 10. April hinzu.
Eine Übersicht der Maßnahmen mit den jeweils betroffenen Zügen auf der Frankenbahn findet sich hier.
Durch deren Einsatz sollen die Personalsituation bei Go-Ahead verbessert und die Verbindungen zuverlässiger werden. Außerdem sollen für die Zeit der Sperrung der Schnellfahrstrecke Mannheim-Stuttgart die Kapazitäten auf der Frankenbahn erhöht werden, da mit zusätzlichem Ausweichverkehr über Würzburg gerechnet wird. Die zweite Akutmaßnahme betrifft nur die Wochenenden, um kurzfristige Zugausfälle zu vermeiden: Im Zeitraum vom 7. März bis zum 9. April ist an Wochenenden der planmäßige Ausfall von sechs Zugpaaren, sowie der Teilausfall eines Zuges vorgesehen (Ausnahme ist das Wochenende 21./22. März, hier gilt ein Baufahrplan). Es bleibt jedoch in beiden Fahrtrichtungen bei einem mindestens zweistündlichen Angebot zwischen Stuttgart Hbf und Würzburg Hbf. Es werden damit die im Dezember hinzugekommenen Fahrplanausweitungen vorläufig zurückgenommen, um den Fahrplan zu stabilisieren. „Wir setzen darauf, dass diese Maßnahmen den Zugverkehr auf der Frankenbahn weiter stabilisieren“, betont Verkehrsminister Winfried Hermann. „Wir beobachten die Situation jedoch intensiv weiter. Sollte die Entlastung nicht ausreichen, werden wir weitere Maßnahmen einleiten.“ (mgr/pm)