Landeseigene SWEG soll Betrieb von Abellio bis zur Neuausschreibung für zwei Jahre übernehmen

In einer aktuellen Pressemitteilung berichtet das Landesverkehrsministerium, dass das Landeskabinett einem Rettungsplan von Verkehrsminister Winfried Hermann für den Zugbetrieb und die Beschäftigten der insolventen Abellio Rail Baden-Württemberg GmbH (ABRB) zugestimmt hat. Minister Hermann sagte am Dienstag, 26. Oktober, in Stuttgart: „Wir haben eine solide Lösung für den Weiterbetrieb entwickelt: Die landeseigene Südwestdeutsche Landesverkehrs-GmbH (SWEG) soll für die nächsten zwei Jahre einspringen. Das bietet den Beschäftigten eine gute Perspektive und die Fahrgäste können dann mit einem stabilen Betrieb der Züge rechnen.“ Demnach hat die SWEG ein Kaufangebot für die ABRB samt Werkstatt abgegeben. Dieses sei in den Augen des Verkehrsministeriums wirtschaftlich und biete die bestmögliche Aussicht für einen stabilen weiteren Betrieb. Vorgesehen ist, dass die Abellio-Züge auf den betroffenen Strecken weiter mit der bisherigen Belegschaft und im bekannten Takt fahren – allerdings dann unter dem Dach der SWEG als Gesellschafterin der Abellio Rail Baden-Württemberg (ABRB). Dafür soll die ABRB im Zuge einer Notmaßnahme nach europäischem Vergaberecht für zwei Jahre vorübergehend einen neuen Verkehrsvertrag erhalten. Dieser soll die volle Kostendeckung für den Betrieb garantieren.

Landesbahn: Die landeseigene SWEG bedient bereits mit Triebzügen vom Typ Talent, wie sie auch Abellio im Netz Neckartal einsetzt, im Netz der Breisgau-S-Bahn die Linie S 3 von Bad Krozingen nach Münstertal am Rande des Schwarzwalds ©SCRITTI

„Der VCD begrüßt den Rettungsplan für die Verkehre von Abellio in Baden-Württemberg und die Übernahme durch die landeseigene SWEG in den nächsten zwei Jahren. Dadurch ist ein verlässlicher Weiterbetrieb für die Fahrgäste gewährleistet, die Arbeitsplätze im Unternehmen sind gesichert. Es zeigt sich, dass es eine kluge Entscheidung des Landes war, weiter auf ein starkes landeseigenes Bahnunternehmen zu setzen, das sich trotzdem im Wettbewerb mit anderen Verkehrsunternehmen bewähren muss. Der VCD hofft, dass der Übergang für die Fahrgäste reibungslos vonstatten geht und das sich die SWEG auch beim Folgeauftrag durchsetzen kann.“

VCD-Landesvorsitzender Matthias Lieb

Verkehrsminister Herrmann betonte: „Im Idealfall bekommen die Fahrgäste diese Veränderungen gar nicht mit. Die Züge sollen unverändert weiterfahren.“ Hermann erläuterte das weitere Vorgehen: „Innerhalb der nächsten zwei Jahre wollen wir die Verkehrsleistungen dann über eine Ausschreibung wieder im Wettbewerb vergeben, an dem sich auch die SWEG beteiligen kann. Wir beenden also mit der Zwischenlösung die unsichere Phase und bereiten ein faires und transparentes Vergabeverfahren vor.“ Das Konzept sieht vor, dass nach Abschluss dieses Verfahrens die ABRB dann an den Betreiber weiterverkauft wird, der sich bei der Ausschreibung durchgesetzt hat. Geplant ist, dass die SWEG beim Betrieb in den nächsten zwei Jahren und bei der kommenden Ausschreibung durch ihr Einspringen weder Vor- noch Nachteile hat. „Wichtig ist, dass die Gesellschaft mit ihren Arbeitsplätzen in beiden Schritten jeweils erhalten bleibt. Damit sichern wir Kontinuität für Beschäftigte und Fahrgäste“.

Gewinner oder Verlierer? Abellio Baden-Württemberg bedient im Netz Neckartal unter anderem die über Heilbronn führenden Strecken Tübingen – Stuttgart – Heilbronn (RE 12) und weiter nach Osterburken (RB 18) sowie nach Heidelberg und Mannheim (RE 10) ©SCRITTI

Zwischen Land und SWEG soll nun eine Rahmenvereinbarung geschlossen werden, in der die notwendigen Regelungen getroffen werden. Sobald diese ausgearbeitet ist und der Interims-Verkehrsvertrag vorliegt, kann der SWEG-Aufsichtsrat darüber entscheiden. Dann folgt der Abschluss der Investorenvereinbarung. Anschließend muss die Gläubigerversammlung über den Insolvenzplan entscheiden. Dann kann das Insolvenzgericht den Beschluss hierüber fassen. Sofern bis Ablauf einer zweiwöchigen Frist keine Beschwerden eingelegt werden, wird der Planbestätigungsbeschluss rechtskräftig. Danach gehen die Gesellschaftsanteile an die SWEG über.

Die landeseigene Südwestdeutsche Landesverkehrs-GmbH (SWEG) fährt bereits Züge in verschiedenen Netzen im Land, etwa rund um Ulm, im Bereich Zollern-Alb, beim Ringzug Schwarzwald-Baar-Heuberg zwischen Tuttlingen, Rottweil und Villingen-Schwenningen, bei der Ortenau-S-Bahn oder bei der Breisgau-S-Bahn rund um Freiburg.

Das zur niederländischen Staatsbahn NS gehörende Unternehmen Abellio hatte 2016 bei der Ausschreibung des Stuttgarter Netzes den Zuschlag für ein Los erhalten. Die ABRB ist in Baden-Württemberg auf folgenden Strecken unterwegs: Stuttgart – Mühlacker – Bruchsal / Pforzheim, Stuttgart – Heilbronn – Mannheim / Osterburken sowie Stuttgart – Plochingen – Tübingen. Im Sommer hatte sich Abellio mit seinen Landesgesellschaften in ein Schutzschirmverfahren begeben und Insolvenz beantragt. Grund: Ihr Gesellschafter – die niederländische Staatsbahn – war nicht mehr bereit, die Defizite aus dem Deutschlandgeschäft zu tragen. Neben der Abellio Rail Baden-Württemberg GmbH (ABRB) waren auch Unternehmen von Abellio in Nordrhein-Westfalen und Mitteldeutschland betroffen. In Nordrhein-Westfalen wurde ebenfalls eine Fortführungsvereinbarung geschlossen und es werden Notvergaben vorbereitet. (pm/mgr)

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2 Gedanken zu „Landeseigene SWEG soll Betrieb von Abellio bis zur Neuausschreibung für zwei Jahre übernehmen

  1. Sehr gut, dass die SWEG übernimmt, aber bitte für immer! So geht das doch nicht mit Privatwirtschaft, dass immer der Staat einspringt, wenn nötig, aber die Profite privat gemacht werden. Lydia Riedel-Tramsek

  2. Und eine Service-Verbesserung wäre auch weiterhin wünschenswert!

    Heute bei Sturm und Regen und nach Warten in einer verdreckten
    Unterführung (Neckarsulm), wegen im elektronischen Fahrplan nicht
    angekündigter Zugausfälle, mehr als eine Stunde in einem Zug mit
    Kaltluftgebläse zugebracht.
    Auch die Zugbegleiterin konnte oder wollte die Anlage nicht umstellen!

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