Abellio Baden-Württemberg ab Januar 2022 unter dem Dach der landeseigenen SWEG

Beschäftigte und Fahrgäste des Bahnbetreibers Abellio Baden-Württemberg (ABRB) können aufatmen: Wie das Landesverkehrsministerium in einer aktuellen Pressemitteilung bekannt gibt, ist die Übernahme der im Insolvenzverfahren befindlichen Gesellschaft durch die landeseigene Südwestdeutsche Landesverkehrs-GmbH (SWEG) entscheidende Schritte vorangekommen. Das Ministerium für Verkehr, die SWEG und die ABRB haben alle Detailfragen für den Übergang der Gesellschaft im Januar geklärt. Die Einigung wurde vertraglich festgehalten und am Mittwoch, 24. November, notariell beurkundet. Auf Grundlage der Verträge können nun die insolvenzrechtlich notwendigen formellen Schritte zum Übergang der ABRB und zur Aufhebung des Insolvenzverfahrens eingeleitet werden. Der Übergang der Gesellschaft soll bis zum Jahresende erfolgen. Die landeseigene SWEG fährt bereits Züge in verschiedenen Netzen etwa rund um Ulm, im Bereich Zollern-Alb, beim Ringzug in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg, in der Ortenau oder rund um Freiburg.

Verkehrsminister Winfried Hermann sagte am Donnerstag, 25. November, in Stuttgart: „Es ist die beste Lösung, dass die landeseigene Südwestdeutsche Landesverkehrs-GmbH (SWEG) für die nächsten zwei Jahre Abellio Baden-Württemberg übernimmt. So werden die Arbeitsplätze erhalten und die Fahrgäste können mit einem zuverlässigen Betrieb rechnen.“ Tobias Harms, Vorsitzender der SWEG-Geschäftsführung, machte deutlich: „Es ist für uns als Landesgesellschaft selbstverständlich, in dieser Krise Verantwortung zu übernehmen. Ziel ist, den Verkehr auf den Abellio-Strecken in Baden-Württemberg für die Fahrgäste und die Arbeitsplätze der Abellio in Stuttgart zu sichern. Und natürlich sehen wir als SWEG in dem Erwerb auch eine Chance. Aber jetzt steht die Organisation des Übergangs zum Jahreswechsel gemeinsam mit den Mitarbeitenden der Abellio im Fokus“, so der SWEG-Chef weiter.

Künftig unter SWEG-Regie: Zum Abellio-Netz in Baden-Württemberg gehören auch die Linien von Tübingen über Stuttgart nach Heilbronn (RE12), Mannheim (RE 10) und Osterburken (RB18). Eine einzelne Fahrt gibt es morgens von Öhringen über Heilbronn nach Tübingen. ©VM BaWü
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Landeseigene SWEG soll Betrieb von Abellio bis zur Neuausschreibung für zwei Jahre übernehmen

In einer aktuellen Pressemitteilung berichtet das Landesverkehrsministerium, dass das Landeskabinett einem Rettungsplan von Verkehrsminister Winfried Hermann für den Zugbetrieb und die Beschäftigten der insolventen Abellio Rail Baden-Württemberg GmbH (ABRB) zugestimmt hat. Minister Hermann sagte am Dienstag, 26. Oktober, in Stuttgart: „Wir haben eine solide Lösung für den Weiterbetrieb entwickelt: Die landeseigene Südwestdeutsche Landesverkehrs-GmbH (SWEG) soll für die nächsten zwei Jahre einspringen. Das bietet den Beschäftigten eine gute Perspektive und die Fahrgäste können dann mit einem stabilen Betrieb der Züge rechnen.“ Demnach hat die SWEG ein Kaufangebot für die ABRB samt Werkstatt abgegeben. Dieses sei in den Augen des Verkehrsministeriums wirtschaftlich und biete die bestmögliche Aussicht für einen stabilen weiteren Betrieb. Vorgesehen ist, dass die Abellio-Züge auf den betroffenen Strecken weiter mit der bisherigen Belegschaft und im bekannten Takt fahren – allerdings dann unter dem Dach der SWEG als Gesellschafterin der Abellio Rail Baden-Württemberg (ABRB). Dafür soll die ABRB im Zuge einer Notmaßnahme nach europäischem Vergaberecht für zwei Jahre vorübergehend einen neuen Verkehrsvertrag erhalten. Dieser soll die volle Kostendeckung für den Betrieb garantieren.

Landesbahn: Die landeseigene SWEG bedient bereits mit Triebzügen vom Typ Talent, wie sie auch Abellio im Netz Neckartal einsetzt, im Netz der Breisgau-S-Bahn die Linie S 3 von Bad Krozingen nach Münstertal am Rande des Schwarzwalds ©SCRITTI

„Der VCD begrüßt den Rettungsplan für die Verkehre von Abellio in Baden-Württemberg und die Übernahme durch die landeseigene SWEG in den nächsten zwei Jahren. Dadurch ist ein verlässlicher Weiterbetrieb für die Fahrgäste gewährleistet, die Arbeitsplätze im Unternehmen sind gesichert. Es zeigt sich, dass es eine kluge Entscheidung des Landes war, weiter auf ein starkes landeseigenes Bahnunternehmen zu setzen, das sich trotzdem im Wettbewerb mit anderen Verkehrsunternehmen bewähren muss. Der VCD hofft, dass der Übergang für die Fahrgäste reibungslos vonstatten geht und das sich die SWEG auch beim Folgeauftrag durchsetzen kann.“

VCD-Landesvorsitzender Matthias Lieb
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Genügend Sitzplätze in neuen FLIRT-Zügen?

Am 12. November 2018 feierte Go-Ahead Baden-Württemberg mit rund 120 Gästen und im Beisein des Verkehrsministers von Baden-Württemberg, Winfried Hermann MdL, in Aalen den Roll-In des ersten FLIRT-Nahverkehrstriebwagen für Baden-Württemberg.

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Erster neuer vierteiliger FLIRT-Triebzug von Go-Ahead in Aalen, Foto: Go-Ahead/Berger

Insgesamt 66 Züge in unterschiedlicher Länge hat Go-Ahead beim Hersteller Stadler bestellt. Sie sollen ab Sommer 2019 zum Einsatz kommen, auf der Frankenbahn ab Fahrplanwechsel im Dezember 2019. Es kommt unter Fahrgästen immer wieder die Frage auf, ob die neuen Fahrzeuge denn auch genügend Sitzplätze haben. Meist geht man davon aus, dass der einzelne Triebwagen, den man auf den Fotos sieht, die „neue Frankenbahn“ darstellt. Der künftige Betreiber Go-Ahead verfügt jedoch über Fahrzeuge vom Typ Stadler FLIRT in unterschiedlicher Länge, die je nach Bedarf gekuppelt werden und in Mehrfachtraktion verkehren. Es gibt 3-Teiler, 4-Teiler, 5-Teiler und 6-Teiler. Auf der Webseite von Go-Ahead heißt es: Jeweils an den Fahrzeugenden befindet sich ein Bereich der 1. Klasse mit je 10 Sitzplätzen. Die 2. Klasse bietet 165 Sitzplätze im 3-Teiler, 217 Sitzplätze im 4-Teiler, 273 Sitzplätze im 5-Teiler und bis zu 329 Sitzplätze im 6-Teiler. Alle Fahrzeugvarianten sind mit WC-Kabinen nach TSI PRM ausgestattet, ab dem 4-Teiler sind zwei WC’s pro Fahrzeug vorgesehen. Die großzügigen Mehrzweckbereiche bieten Raum für den Transport von Fahrrädern sowie sperrigem Gepäck und Kinderwagen. Zu dem modernen Design gehört auch die Ausstattung mit einem zeitgemäßen Fahrgastinformationssystem und Passenger WLAN.

Go-Ahead hat auf die Frage auf ihrer Facebook-Seite zudem wie folgt geantwortet: „Unsere Fahrzeuge haben zwischen 164 und 328 Sitzplätze. Daraus werden entsprechend der Vorgaben des Landes Züge mit unterschiedlichem Sitzplatzangebot gebildet. Entsprechend der aktuellen Vorgaben werden die Züge mit dem höchsten Sitzplatzangebot 708 Sitzplätze haben.“

Zum Vergleich: Die DB-Doppelstockwagen von Bombardier haben laut Wikipedia in der 2. Klasse je nach Konfiguration zwischen 125 und 139 Sitzplätze. Derzeit sind bei den RE-Zügen Stuttgart – Würzburg meist 4 DoSto-Wagen im Einsatz, wobei der Steuerwagen über deutlich weniger Sitzplätze verfügt. Es stehen in einem vierteiligen DoSto-Zug inklusive 1. Klasse-Wagen also maximal etwa 500 Sitzplätze zur Verfügung. Die Kapazitäten mit den neuen FLIRT-Zügen werden also deutlich größer sein als heute.

Frankenbahn-NSU-DB-Regio-DoSto

RegionalExpress mit Doppelstockzug von DB Regio auf der Frankenbahn 2018

Abellio und Go-Ahead sollen Frankenbahn betreiben

FLIRT der Süwex in Mannheim Hbf

Moderne FLIRT-Triebwagen von Stadler wie sie die DB-Tochter Süwex einsetzt, sollen unter der Regie von Go-Ahead auf der Frankenbahn verkehren ©wikipedia

Die SPNV-Zukunft auf der Frankenbahn ist entschieden. Wie das Landesministerium für Verkehr und Infrastruktur (MVI) heute bekannt gab, werden die Strecken Stuttgart – Heilbronn – Mannheim / Osterburken (Netz 1 a) und Stuttgart – Heilbronn – Würzburg (Netz 1 c) ab Juni 2019 betrieben von Abellio Rail Südwest und dem britischen Bahnbetreiber Go Ahead. Die zur niederländischen Abellio-Gruppe gehörende Abellio Rail Südwest GmbH soll den Zuschlag für das Los 1a, das britische Unternehmen Go-Ahead soll den Zuschlag für die Lose 1b und 1c bekommen. Laut MVI-Pressemitteilung zahlt das Land in Zukunft nur noch halb so viel für den Zugkilometer im Vergleich zu heute mit rund 11,69 Euro. Verkehrsminister Winfried Hermann: „Damit erreichen wir eine deutliche Senkung der Kosten, die es uns ermöglicht, trotz des knappen Budgets die Leistungen und das Angebot für die Fahrgäste spürbar auszuweiten, zum Beispiel mit Stunden- und Halbstundentakten je nach Auslastung der Strecke. Neben zahlreichen weiteren Verbesserungen kommen in allen drei Losen des Stuttgarter Netzes barrierefreie und voll klimatisierte Neufahrzeuge zum Einsatz, die über ausreichende Fahrradmitnahmekapazitäten sowie über kostenloses WLAN verfügen.“ Der ökologische Verkehrsclub Deutschland (VCD) begrüßt die bei der aktuellen Vergabe des Stuttgarter Netzes durch das Verkehrsministerium erzielten deutlichen Einsparungen um rund 50 Prozent pro Zugkilometer gegenüber den heutigen Preisen. Damit bestätige sich erneut der vom Verkehrsclub ermittelte Betrag an zu viel bezahlten Geldern durch den Großen Verkehrsvertrag an die Deutsche Bahn (DB) AG in Höhe von einer Milliarde Euro. Die mit der Vergabe erreichten finanziellen Einsparungen eröffneten aus Sicht des VCD neuen Spielraum, um das Angebot im Schienenverkehr deutlich aufzustocken – eine unerlässliche Maßnahme angesichts der derzeitigen Debatte um die zu hohen Feinstaubbelastungen in und um Stuttgart. (mgr)

Steckbrief SPNV-Netz 1a (Neckartal), künftig Abellio, Fahrzeuge: TALENT 2 von Bombardier
• Stuttgart – Mühlacker – Bruchsal / Pforzheim
• Stuttgart – Heilbronn – Mannheim / Osterburken
• Stuttgart – Plochingen – Tübingen

Go-Ahead FLIRT im Landesdesign

Go-Ahead FLIRT im Landesdesign

Steckbrief SPNV-Netz 1b (Rems – Fils), künftig Go-Ahead, Fahrzeuge: FLIRT von Stadler
• Stuttgart – Aalen – Crailsheim
• Stuttgart – Geislingen (Steige) – Ulm

Steckbrief SPNV-Netz 1c (Franken – Enz), künftig Go-Ahead, Fahrzeuge: FLIRT von Stadler
• Stuttgart – Aalen
• Stuttgart – Karlsruhe
• Stuttgart – Heilbronn – Lauda – Würzburg (Frankenbahn)

Verbesserungen auf der Frankenbahn in Sicht

2025-SPNV-Zielkonzept

2025 BaWü-SPNV-Zielkonzept

Das Landesverkehrs-ministerium will den Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs in Baden-Württemberg weiter voranbringen und hat daher in den vergangenen Monaten wichtige Ausschreibungs-verfahren auf den Weg gebracht. Bereits im Juli 2014 startete die Ausschreibung der sogenannten Stuttgarter Netze, zu denen auch die Strecken der Frankenbahn bis Würzburg und die Linien von Stuttgart über Heilbronn nach Mannheim gehören. Die ab Dezember 2018 neu zu vergebenden SPNV-Leistungen umfassen die Strecken von Tübingen über Stuttgart nach Heilbronn und weiter nach Mannheim bis Heidelberg, sowie von Stuttgart nach Vaihingen, Mühlacker, Pforzheim, Bretten und Bruchsal (Los 1a: Neckartal: 6,8 Millionen Zugkilometer), die Strecken von Stuttgart aus nach Aalen und weiter bis Crailsheim sowie nach Ulm (Los 1b: Rems-Fils: 3,8 Millionen Zugkilometer) sowie die Strecken mit Expresszügen von Stuttgart nach Würzburg über Heilbronn, nach Karlsrühe über Pforzheim und nach Aalen (Los 1c: Franken-Enz: 4,3 Millionen Zugkilometer). Das Besondere: Es wird auf jeden Fall Konkurrenz geben, da kein Bieter alle drei Netze allein betreiben darf. Für die neu zu beschaffenden Fahrzeuge bietet das Land Garantien, damit auch private und kleinere Anbieter Chancen im Wettbewerb haben. Die Ausschreibung beinhaltet auch eine erste Umsetzungsstufe für den Metropolexpress, der im Bereich der S-Bahn Stuttgart mit wenigen Halten verkehrt und die an die Region Stuttgart angrenzenden Landkreise schnell mit Stuttgart verbindet.
Details dazu gibt es in einer ausführlichen Pressemitteilung sowie in entsprechenden Präsentationen zum landesweiten SPNV-Zielkonzept 2025.
Kürzlich wurden nun auch die Übergangsverträge für die Stuttgarter Netze ausgeschrieben. „Die Vergabeunterlagen wurden an die Bieter versandt, die sich im vorgeschalteten Teilnahmewettbewerb für das Verhandlungsverfahren qualifiziert haben“, sagte Verkehrsminister Winfried Hermann. Zwar seien für die Übergangszeit von zwei bis vier Jahren Gebrauchtfahrzeuge vorgesehen. Im Interesse der Fahrgäste sollten in den Verhandlungen Verbesserungen der Standards erreicht werden.
Eine umfangreiche Übersicht zu den Netzen und den Ausschreibungen bietet das Landesverkehrsministerium auf einer eigenen Webseite zum Thema.