Direktvergabe Frankenbahn – Politik schweigt

Im Zusammenhang mit den Demonstrationen gegen Stuttgart 21 berichtet die Heilbronner Stimme auch über die fragwürdige erneute Direktvergabe von Verkehrsleistungen auf der Frankenbahn an die Deutsche Bahn: Nicht nur Stuttgart 21 lässt den Blutdruck der Bahnkritiker in der Region steigen: Das Land plant offenbar, den Betrieb der Zugstrecke Stuttgart – Heilbronn – Würzburg nicht öffentlich auszuschreiben, sondern direkt an die Deutsche Bahn zu vergeben. Anders als beim umstrittenen Bauprojekt verlaufen die Fronten nicht entlang der Sollbruchstellen: Bei diesem Thema bekommt der Verkehrsclub Deutschland (VCD) Unterstützung von der Heilbronner FDP, die sich eindeutig gegen solche Direktvergaben im Nahverkehr stellt. (…) Pro Bahn hält dieses Vorgehen angesichts der langen Vertragsdauer aber für „problematisch“. Michael Schwager vom VCD befürchtet sogar, dass es auf der Frankenbahn so „auf Jahre hinaus kaum Verbesserungen geben werde“. Michael Link von der FDP fordert, dass alle Strecken öffentlich ausgeschrieben werden, „damit auch private Anbieter eine Chance haben“. Landrat Detlef Piepenburg wollte sich nicht äußern, weil das Land zuständig sei.
Im Kommentar schreibt Manfred Stockburger: „Klar, das Thema ist komplex. Aber ist das ein Grund, die Frage nicht zu diskutieren? Wenn es gute Gründe für eine Direktvergabe gibt, dann müssen die Bürger diese erfahren. (…) Wer Misstrauen sät, braucht sich nicht wundern, wenn die Bürge auf die Straße gehen.“

In diesem Zusammenhang ist auch ein Artikel im SPIEGEL vom Wochenende interessant, der bundesweit für Aufsehen gesorgt hat und nochmals die illegalen Subventionen des Landes an die DB zum Thema hat: „Baden-Württemberg vergab fragwürdigen Millionenauftrag“

Auch Johannes Müllerschön, für DIE LINKE im Kreistag, hat entsprechende Anfragen zum Zusammenhang zwischen Stuttgart 21 und den Verkehrsverträgen an Landrat Detlef Piepenburg, Heilbronns OB Helmut Himmelsbach sowie Thomas Strobl, Vorsitzender der CDU-Fraktion im Regionalverband, gestellt und wartet wie viele Mitstreiter auf plausible Antworten…

Nach Wochen hat auch CDU-Fraktionschef Peter Hauk bzw. sein parlamentarischer Berater auf die Fragen zum Thema „Direktvergabe Frankenbahn“ mit einem dreiseitigen, ausschweifenden und ziemlich inhaltslosen Brief geantwortet und eigentlich keine einzige Frage wirklich beantwortet. Brief Hauk CDU zur Direktvergabe Frankenbahn

Weitere Artikel zu den Demos gegen Stuttgart 21 aus der Region Heilbronn:
Befürworter und Gegner von Stuttgart 21 aus der Region zum Bahnprojekt
Stuttgart21-Gegendemonstranten berichten

Stadtbahn-Pionier weckt Wünsche

Unter dem Titel „Stadtbahn-Pionier weckt neue Wünsche“ hat die Stuttgarter Zeitung jüngst über die Diskussionen zur Frankenbahn und die Wünsche der Kommunen nach einem Stadtbahn-Anschluss berichtet. In dem Artikel von Wieland Schmid über die Ideen von Dr. Dieter Ludwig heißt es unter anderem:
„Der Heilbronner Landrat Detlef Piepenburg beispielsweise wehrt sich derzeit mit Händen und Füßen gegen den Vorschlag Ludwigs, Deutschlands größtes Stadtbahnnetz nun auch auf die Bahnstrecke zwischen Heilbronn und Würzburg auszudehnen. Bei seinem Kollegen Achim Brötel vom Neckar-Odenwald-Kreis und bei den Bürgermeistern mehrerer Jagsttalgemeinden hingegen hat die Idee große Hoffnungen auf eine Neubelebung der sogenannten Frankenbahn geweckt, die von der Bahn AG bisher doch eher stiefmütterlich behandelt worden ist.“

Runder Tisch Frankenbahn abgesagt: Land BaWü hat Wichtigeres zu tun

Das Land Baden-Württemberg hat das nächste Treffen am Runden Tisch zur Frankenbahn im Landratsamt Heilbronn abgesagt. Daran sollten Vertreter aus der Region mit dem zuständigen Staatssekretär Köberle zusammen treffen. Diskutiert wird am Runden Tisch unter anderem die Frage, ob bereits 2011 zusätzliche Züge zwischen Heilbronn und Würzburg fahren können, auch wenn die Strecke erst 2016 neu vergeben werden soll. Laut Aussage des Ministeriums wurde der Runde Tisch abgesagt, weil das Land es seit dem letzen Treffen Ende Juli nicht geschafft hat, die für die weitere Diskussion notwendigen Gespräche mit der Deutschen Bahn AG und dem Land Bayern zu führen. SPD-Landtagsabgeordneter und Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion Reinhold Gall reagierte mit scharfer Kritik: „Interesse des Landes für die Frankebahn tendiert gegen Null“ schreibt Gall in einer Pressemitteilung auf seiner Homepage. Gall: „Ich lasse mich nicht mehr länger von der Landesregierung an der Nase herum führen!“

Landrat Brötel will Stadtbahn im Jagsttal

Im Gegensatz zu den Bedenkenträgern im Landratsamt Heilbronn hat Landrat Dr. Achim Brötel vom Nachbarlandkreis die Zeichen der Zeit erkannt und fordert einen S-Bahnverkehr auf der Frankenbahn bis Osterburken. „Aus dem Dreieck eine runde Sache machen“ – schreibt Landrat Dr. Achim Brötel vom Neckar-Odenwald-Kreis an seinen Kollegen in Heilbronn und will den Stadtbahngedanken im Dreieck zwischen Heilbronn, Osterburken und Mosbach durchaus weiterverfolgen. Brötel hält eine rund laufende Stadtbahn im Dreieck zwischen Bad Friedrichshall-Jagstfeld, Osterburken und Mosbach für sinnvoll. In einem Schreiben an seinen Heilbronner Landratskollegen Detlef Piepenburg weist Brötel darauf hin, dass die eine Seite des gedachten Dreiecks, nämlich die Strecke im Neckartal, ab 2012 ohnehin schon von der Stadtbahn genutzt werden soll.
Für den Streckenabschnitt zwischen Heilbronn und Osterburken müsse eigentlich auch der Landkreis Heilbronn Interesse an einem ergänzenden Stadtbahnverkehr haben, weil gerade dort zahlreiche über die Kreisgrenzen hinausgehende Pendlerbeziehungen im Berufs- und Schülerverkehr bestünden, die von einer rein auf den überregionalen Bahnverkehr ausgerichteten Planung keinen Nutzen hätten. „Wenn die Menschen nur den durchfahrenden Zügen nachschauen können, werden sie sicher nicht auf die Schiene umsteigen“, so Brötel. Natürlich gehe es auch darum, schnelle Verbindungen zwischen Heilbronn und dem ICE-Knoten Würzburg zu bekommen. Das eine zu tun bedeute aber keineswegs zwangsläufig, das andere zu lassen. Es gebe durchaus Beispiele genug, dass sich überregionale Verbindungen und Stadtbahnverkehre nicht zwingend gegenseitig im Weg stehen müssten, sondern sich sogar ausgesprochen sinnvoll ergänzen könnten.
(…)
„Für den Neckar-Odenwald-Kreis und den Landkreis Heilbronn wäre ein Stadtbahnverkehr im Rundlauf zwischen Jagstfeld, Osterburken und Mosbach eine geradezu historische Chance, um noch sehr viel enger zusammenrücken“. Die Möglichkeiten und Chancen einer solchen Verbindung müssten deshalb unbedingt näher ausgelotet werden – und das nicht erst 2016, sondern schon jetzt, so Brötel, der dabei auf die tatkräftige Unterstützung des Landkreises Heilbronn hofft.

Abenteuer Frankenbahn

Unter dem Titel „Die ganz normalen Abenteuer mit der Frankenbahn“ gibt es in der Heilbronner Stimme einen Erfahrungsbericht von Franziska Renner, die regelmäßig von Siglingen nach Heilbronn pendelte.

Wahlkampfgeschenk: Ein Züglein mehr pro Tag

Der CDU Landtagsabgeordnete Dr. Bernhard Lasotta teilt in einer Presseinformation mit, dass das Land Baden-Württemberg noch in diesem Jahr zusätzliche Leistungen bei der DB Regio AG und den im Land verkehrenden nichtbun­deseigenen Eisenbahnunternehmen bestellen wird. Landesweit geht es um 500.000 zusätzliche Zugkilometer, zwischen Heilbronn und Osterburken sollen nach Lasottas Angaben 33.871 Zugkilo­meter neu bestellt werden. Zum Vergleich: Der Streckenabschnitt der Frankenbahn zwischen Heilbronn und Osterburken hat eine Gesamtlänge von 49,2 Kilometer. 33.871 zusätzliche Zugkilometer im Jahr bedeuten konkret ca. 688 Zugfahrten. Diese Kilometerleistung bedeutet allenfalls EINEN zusätzlichen Zug je Richtung auf der Gesamtstrecke von Heilbronn nach Osterburken und auch nur an Werktagen. Konkret werden laut Heilbronner Stimme einzelne Verbindungen zwischen Bad Friedrichshall und Osterburken (38 km), teilweise auch nur bis Möckmühl (22 km) wieder eingerichtet, manche Züge fahren nur samstags oder sonntags und machen das bestehende Fahrplanchaos noch unübersichtlicher.

Neuer privater Nachtzug nach Berlin

In der Heilbronner Stimme schreibt Hartmut Hölscher: Zum ersten Mal seit Ende des Zweiten Weltkriegs bekommt Heilbronn wieder eine umsteigefreie Zugverbindung nach Berlin. Ab 26. Juni bietet das private Touristikunternehmen DNV-Tours in Kornwestheim jeweils in der Nacht von Freitag auf Samstag eine Schlaf- und Liegewagenverbindung von Stuttgart über Heilbronn in die Hauptstadt an. In umgekehrter Richtung verkehrt der Zug in der Nacht von Sonntag auf Montag. Ein Sitzplatz kostet einfach 39 Euro, ein Liegeplatz 89 Euro.

Hier gibt es Infos zum Zug und Betreiber DNV-Tours unter www.nacht-im-zug.de

ACHTUNG! Nach nur zwei Wochen wurde die Zugverbindung wieder eingestellt. Auf der Website des Unternehmens heißt es dazu: Eine missverständliche Pressemeldung über die Einstellung unseres Nachtzugs führte in diesen Tagen zu einer großen Verunsicherung seitens unserer Gäste und eines potentiellen Investors, der das Projekt (finanziell) unterstützen wollte. Die damit einhergehenden Stornierungen haben den Entschluss reifen lassen, das Projekt nicht fortzuführen.

Ein weiteres Mal hat sich gezeigt, dass die Bahn-Reform mit dem Gebot des „eigenwirtschaftlichen Fernverkehrs“ großer Mist ist! Bis heute kann sich kaum ein Konkurrent gegenüber der Deutschen Bahn etablieren, da Trassen- und Stationspreise für die Benutzung des DB-Schienennetzes offensichtlich so gut wie jedes private Unternehmen in den Ruin treiben…

Fahrplankonferenz 2009: Nichts als Frustration

Bei der jüngsten Fahrplankonferenz der NVBW Anfang März in Heilbronn zum Fahrplanjahr 2010 konnte wieder einmal über keinerlei Fortschritte beim Verkehrsangebot auf der Frankenbahn berichtet werden, da das Land Baden-Württemberg weiter an seinem Sparkurs festhält, das Geld lieber für Stuttgart 21 ausgibt und die Region Heilbronn-Franken weiter aufs Abstellgleis schiebt.

Ein ausführlicher Bericht findet sich auf der Homepage der Initiative 780 Frankenbahn.

„Dazu bedarf es wohl eines Gutachtens…“

Die Heilbronner Stimme widmet sich wieder einmal dem Thema Frankenbahn:

Der schlechte Zustand der Bahnstrecke Heilbronn-Würzburg ist der Region ein Dorn im Auge. Die IHK betont die Bedeutung für die Wirtschaft und fordert Verbesserungen bei der Frankenbahn, dabei soll ein selbst finanziertes Gutachten als Argumentationshilfe dienen. Mit Hauptgeschäftsführer Heinrich Metzger sprach Reto Bosch.

Herr Metzger, wieder gibt es Hiobsbotschaften für die Frankenbahn. Der Würzburger Hauptbahnhof ist derart überlastet, dass zusätzliche Verbindungen kaum möglich sind. Haben Sie diese Nachricht schon verdaut?

Heinrich Metzger: Diese Nachricht zeigt, dass wir noch viel dickere Bretter bohren müssen als gedacht. Ursprünglich hatten wir das Problem im einspurigen Bereich bei Möckmühl-Züttlingen gesehen. Jetzt muss Würzburg ausgebaut werden. Dazu bedarf es wohl eines Gutachtens.

Allein diese Studie soll vier Jahre dauern.

Metzger: Ja. Das bringt uns weiter in zeitlichen Verzug. Die Ausbaukosten in Würzburg sollen im hohen dreistelligen Millionenbereich liegen. Wir müssen jetzt prüfen, ob die Aussagen der Bahn belastungsfähig sind, oder ob es noch andere Möglichkeiten gibt.
(…)

Den ganzen Artikel gibt es hier.