Die Go-Ahead-Gruppe, die ab Ende 2019 den schnellen Bahnverkehr auf der Frankenbahn zwischen Stuttgart, Heilbronn und Würzburg übernehmen wird, war erneut bei einer Ausschreibung erfolgreich und wird in den Augsburger Netzen der Länder Bayern und Baden-Württemberg die Strecken des Loses 1 betreiben. Das gewonnene Netz knüpft an drei Bahnhöfen an, die Go-Ahead bereits über seine Verträge in Baden-Württemberg ab 2019 bedienen wird. Der neue Vertrag umfasst 56 elektrische Züge, die auf einer Strecke von 7,4 Mio. Zugkilometern pro Jahr fahren werden. Mit dem 12-jährigen Verkehrsvertrag, welcher zum Fahrplanwechsel im Dezember 2022 beginnt, wurde das deutsche Unternehmen Go-Ahead Bus & Bahn mit dem fünften SPNV-Netz ausgezeichnet. Damit betreibt Go-Ahead in Deutschland ab 2022 Schienennetze im Umfang von insgesamt ca. 20 Millionen Zugkilometern. Die anderen bereits gewonnenen Verträge beginnen in den Jahren 2019 (Stuttgarter Netze Lose 2 und 3 sowie Netz 3a, die Murrbahn) und 2021 (E-Netz Allgäu). Zukünftig werden die Züge von Go-Ahead auf fünf Streckennetzen unterwegs sein. Die einzelnen Betriebsaufnahmestufen sind in der Grafik aufgeführt. (Quelle: PM Go-Ahead)
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Westfrankenbahn fährt weiter bis Ende 2031 – keine Innovationen in Sicht
Einsprüche von unterlegenen Bietern innerhalb der Einspruchsfrist seien nicht eingegangen, heißt es in einer aktuellen Pressemitteilung. Das SPNV-Netz 11 umfasst die Strecken:
Aschaffenburg Hbf – Miltenberg – Wertheim – Lauda – Crailsheim; Crailsheim – Schwäbisch Hall-Hessental – Öhringen Hbf – Heilbronn Hbf (Hohenlohebahn); Miltenberg – Walldürn – Seckach (Einzelleistungen bis Osterburken). Einzelne Züge werden auch auf der Frankenbahn zwischen Osterburken und Lauda und von Würzburg Hbf über Lauda nach Bad Mergentheim unterwegs sein.
Es sollen modernisierte Gebrauchtfahrzeuge vom Typ Siemens Desiro (BR 642) fahren wie sie die DB bereits seit 1999 im Einsatz hat und die zeitweise auch auf der Hohenlohebahn verkehrten. Die Fahrzeuge sollen ein Redesign unter anderem mit Klimaanlage und kostenfreiem WLAN erhalten. Der Verkehrsvertrag läuft über 12 Jahre und endet im Dezember 2031. Die Fahrzeuge werden dann bereits gut 30 Jahre „auf dem Buckel“ haben. Der Leistungsumfang beträgt voraussichtlich rund 3,4 Millionen Zugkilometer pro Jahr, davon rund 1,11 Millionen Zugkilometer pro Jahr in Bayern. Der bisherige Preis von 11,70 Euro pro Zugkilometer wird nach Angaben von Landesverkehrsminister Winfried Hermann lediglich um einen Euro auf 10,70 Euro sinken. Das ist erstaunlich wenig im Vergleich zu den Stuttgarter Netzen, wo sich der Preis durch die SPNV-Ausschreibungen mit Neufahrzeugen auf rund 6 Euro nahezu halbiert hat. Daher wird auf den baden-württembergischen Streckenabschnitten im Netz 11 das Verkehrsangebot gegenüber heute auch nur um etwa 10 Prozent ausgeweitet. Wichtigste Neuerung sind künftig wochentags tagsüber der durchgehende Stundentakt zwischen Wertheim und Crailsheim sowie auf der Hohenlohebahn zwischen Heilbronn und Schwäbisch Hall–Hessental, wo der schnelle RegionalExpress bislang nur zweistündlich verkehrt.
Der ökologische Verkehrsclub Deutschland VCD bedauert, dass die Ausschreibung nicht zur Umsetzung von Innovationen und modernen Fahrzeugkonzepten genutzt wurde. Da die Strecke Crailsheim – Schwäbisch Hall – Heilbronn mit rund 88 Kilometer Länge bis auf die Lücke zwischen Öhringen und Schwäbisch Hall durchgehend elektrifiziert ist, hält der VCD den langfristigen Einsatz von Dieselfahrzeugen aus klimapolitischen Gründen hier für problematisch. Dies gilt auch für Fahrten zwischen Würzburg und Lauda. Der VCD hat mehrfach vorgeschlagen, auf der Hohenlohebahn moderne Hybrid-Fahrzeuge mit kombiniertem Elektro-Diesel-Antrieb einzusetzen. Mit solchen bimodalen Zügen könnte dann auch von Heilbronn Hbf direkt weiter ins Zabergäu gefahren und somit die Zabergäubahn als moderne Stadtbahn Süd kostengünstig reaktiviert werden. (mgr)
Update: Die Heilbronner Stimme berichtet über Details zu den Fahrplan-Verbesserungen ab 2019. Zwischen Hessental, Öhringen und Heilbronn gilt der Stundentakt von Montag bis Freitag bis etwa 20 Uhr. Die Züge halten neu auch in Obersulm-Willsbach und werktags in Wackershofen. Gegen 22 Uhr ist eine zusätzliche Fahrt ab/bis Heilbronn im Plan. Von Hessental bis Öhringen gilt der Stundentakt bis nach 22 Uhr. Letzte Abfahrt ab Hessental ist um 22.03 Uhr statt 21.06 Uhr, letzte Abfahrten ab Öhringen statt heute 22.04 Uhr neu um 22.27 Uhr (mit Anschluss von Heilbronn, ab 22.06 Uhr) und 23.58 Uhr (Anschluss von Heilbronn, ab 23.15 Uhr).
Verbesserungen auf der Frankenbahn in Sicht
Details dazu gibt es in einer ausführlichen Pressemitteilung sowie in entsprechenden Präsentationen zum landesweiten SPNV-Zielkonzept 2025.
Kürzlich wurden nun auch die Übergangsverträge für die Stuttgarter Netze ausgeschrieben. „Die Vergabeunterlagen wurden an die Bieter versandt, die sich im vorgeschalteten Teilnahmewettbewerb für das Verhandlungsverfahren qualifiziert haben“, sagte Verkehrsminister Winfried Hermann. Zwar seien für die Übergangszeit von zwei bis vier Jahren Gebrauchtfahrzeuge vorgesehen. Im Interesse der Fahrgäste sollten in den Verhandlungen Verbesserungen der Standards erreicht werden.
Eine umfangreiche Übersicht zu den Netzen und den Ausschreibungen bietet das Landesverkehrsministerium auf einer eigenen Webseite zum Thema.
Neues Zeitalter für Busse und Bahnen in BaWü?
Ausdrücklich erwähnt werden auch der Ausbau der Frankenbahn (Seite 26) und der Ausbau regionaler S-Bahnsysteme wie die Stadtbahn in Heilbronn (Seite 27). Bessere Angebote sollen vor allem durch Ausschreibungen erreicht werden. Unter anderem heißt es: Wir werden das Angebot des Schienen-Personen-Nahverkehr (SPNV) in Quantität (Zahl der Züge und Platzangebot) sowie Qualität (umfassende Standards) spürbar verbessern. Dazu nutzen wir die mit einer konsequenten Strategie wettbewerblicher Verfahren verbundene Effizienzrendite, in der Regel nach dem Kartellvergaberecht. Gleichzeitig bekennt sich die neue Landesregierung zum Projekt Deutschlandtakt und zu ihrer finanziellen Verantwortung für einen modernen Landestarif und den Ausbau des ÖV (Seite 27). Umsetzen soll die Projekte ein künftiger Grüner Verkehrsminister!
Hier der Grün-Rote Koalitionsvertrag BaWü als pdf.
Offener Brief an Mappus zu geplanter Direktvergabe
In einem offenen Brief an Ministerpräsident Stefan Mappus kritisiert die Initiative 780 Frankenbahn die von der baden-württembergischen Landesregierung geplante Direktvergabe der Verkehrsleistungen auf der Frankenbahn an die Deutsche Bahn (DB) ab 2016, anstatt sie europaweit auszuschreiben. Die Sprecher der Initiative, Hans-Martin Sauter und Karl Reinhart, fordern Ministerpräsident Stefan Mappus auf, Bedingungen an eine Direktvergabe an die DB zu knüpfen, damit die Kosten für den Bahnbetrieb deutlich sinken und Mehrverkehre möglich sind. Hier der Brief im Wortlaut als pdf.
VCD fordert fairen Wettbewerb und Ende der Direktvergaben
Gerichtsurteil: Land muss Bahnaufträge ausschreiben
Der ökologische Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD) betrachtet den aktuellen Fahrplan der Landesregierung für die Vergabe von Aufträgen im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) als hinfällig. Dies ist die Konsequenz eines Urteils des Oberlandesgerichts Düsseldorf. Demnach dürfen keine SPNV-Leistungen mehr ohne öffentliche Ausschreibung an Verkehrsunternehmen vergeben werden. „Die Bundesländer werden damit gezwungen, SPNV-Aufträge grundsätzlich europaweit auszuschreiben“, erläutert der VCD-Landesvorsitzende Matthias Lieb. Das Instrument der Direktvergabe habe damit endgültig ausgedient. Dies betrifft auch den Stadtbahn- und Regionalverkehr rund um Heilbronn, der bislang ausschließlich von der Deutschen Bahn (DB) sowie der Albtalverkehrsgesellschaft auf Grundlage undurchsichtiger Verträge betrieben wird.
Die Landesregierung plane derzeit, besonders ertragreiche Regionalverkehrsstrecken wie die Frankenbahn unter Umgehung fairer Wettbewerbsverfahren auch nach 2016 direkt an die DB zu vergeben. „Solche Verfahren sind nicht transparent und haben immer ein Gschmäckle“, sagt Matthias Lieb. Nach dem jüngsten Gerichtsurteil könnten DB-Konkurrenten mit großer Aussicht auf Erfolg gegen solche Direktvergaben und die Verschwendung von Steuergeldern klagen.
Nach Ansicht des VCD muss die Landesregierung ihren Wettbewerbsfahrplan für die Zukunft des SPNV in Baden-Württemberg umgehend überarbeiten. „Der Regionalverkehr muss – wie vorgesehen – in sinnvolle Netze und Strecken aufgeteilt werden und dann ohne Ausnahme in Wettbewerbsverfahren ausgeschrieben werden“, erklärt Matthias Lieb. Nur so hätten alle interessierten Bahnunternehmen gleiche Chancen, nur so würde sich das beste Konzept durchsetzen, und nur so könnten die Fahrgäste auf der Frankenbahn und anderen Strecken dauerhaft mit einem attraktiven und bezahlbaren Schienennahverkehr bedient werden.
Nach einer solchen Ausschreibung wird sich nach VCD-Meinung zeigen, dass auch ein S-Bahnverkehr zwischen Heilbronn und Osterburken mit Stadtbahnen wirtschaftlich zu betreiben ist.
Matthias Lieb: „Wettbewerb im Schienenverkehr führt wie überall in der Wirtschaft zu besseren Angeboten bei geringeren Kosten. Die Strecke Passau – München zeigt, welches Sparpotenzial die Landesregierung ungenutzt lässt. Während die DB dort in der Vergangenheit 8,50 Euro pro Schienenkilometer kassiert hat, fährt sie nach gewonnener Ausschreibung für 75 Cent pro Kilometer.“ In Baden-Württemberg koste der durchschnittliche Schienenkilometer aber immer noch mehr als 8,- Euro.
Bessere Bahnangebote durch mehr Wettbewerb
Übervolle Züge im Ländle: PRO BAHN und VCD fordern deutlich mehr Zugverbindungen in Baden-Württemberg – Wettbewerb auf der Schiene bringt bessere Bahnangebote bei sinkenden Kosten
In einer gemeinsamen Pressemitteilung fordern der Fahrgastverband PRO BAHN und der VCD von der Landesregierung eine deutliche Ausweitung des Bahnangebotes in Baden-Württemberg:
„Die Bahn boomt auch im Ländle, nur hat das die Landesregierung leider noch nicht gemerkt. Bereits über 1,1 Milliarden Fahrgäste nutzen pro Jahr Busse und Bahnen im Südwesten – mit weiterhin steigender Tendenz“, erklärt VCD-Landesvorsitzender Matthias Lieb. „Viele Pendlerzüge sind inzwischen übervoll. Auch am Wochenende gibt es etwa auf der Schwarzwaldbahn, am Hochrhein und im Donautal mehr Fahrgäste als Sitzplätze in den Zügen.“
Die für das Angebot im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) verantwortliche Landesregierung wird von den beiden Verbänden aufgefordert, die Mobilität der Bürgerinnen und Bürger im Land zu gewährleisten und endlich für mehr Platz in vielerorts überfüllten Zügen zu sorgen. (…)
Während andere Bundesländer Fahrpläne ausweiten, leiden die Fahrgäste in Baden-Württemberg immer noch unter den von der Landesregierung verantworteten Kürzungen der letzten zwei Jahre, beklagen PRO BAHN und VCD. Um aus den begrenzten finanziellen Mitteln das Beste zu machen, fordern die Verbände endlich Wettbewerb im SPNV und europaweite Ausschreibungen der Verkehrsleistungen.
„Im Schienenverkehr muss die Landesregierung endlich dem Beispiel der anderen Bundesländer folgen und auf mehr Wettbewerb setzen“, fordert VCD-Landesvorsitzender Matthias Lieb. „Durch das Monopol der Deutschen Bahn (DB) auf allen lukrativen Strecken in Baden-Württemberg wird der Steuerzahler in den kommenden acht Jahren rund 700 Millionen Euro zu viel bezahlen.“ Gleichzeitig bleibe das Fahrplanangebot weiter unzureichend, überfüllte Züge seien an der Tagesordnung. Lieb fordert das Land auf, den überteuerten Verkehrsvertrag mit der DB zu kündigen.
Dass sich Wettbewerb rechne, zeigten die jüngsten Ausschreibungen von SPNV-Leistungen in Bayern oder Brandenburg. Matthias Lieb: „Die Preise sinken in der Regel mindestens um 25 Prozent, oft sogar noch weiter.“ Mit dem so gesparten Geld können dann mehr Züge bestellt werden.
Auch in Baden-Württemberg zeigten die wenigen bisherigen Ausschreibungen wie die der S-Bahn Rhein/Neckar oder der Schwarzwaldbahn, dass die DB durchaus bessere Leistungen bei niedrigeren Kosten erbringen kann. Lieb verweist auf das Beispiel Elsenztalbahn: „Durch die Übernahme der Strecke durch die S-Bahn Rhein/Neckar kann dort der Fahrplan ohne Mehraufwand ausgebaut werden“, freut sich der VCD-Vorsitzende und fordert, auch für andere Regionen die Vorteile des Wettbewerbs zu nutzen.
Hintergrund: Bahnstrecken mit einem derzeit unzureichenden Angebot infolge der Kürzungen bei den Regionalisierungsmitteln oder mit Engpässen aufgrund hoher Nachfrage sind unter anderem:
Gäubahn: Stuttgart — Rottweil — Singen
Gäubahn: Wochenendzugverbindungen Stuttgart — Rottweil
Horb – Tübingen
Heilbronn — Osterburken — Lauda — Würzburg
IRE-Zugverbindungen Hochrheinstrecke (Basel-Bodensee)
Leutkirch — Memmingen/ Lindau
Laupheim — Ulm bzw. Laupheim — Donaueschingen
IRE Stuttgart — Karlsruhe
RE/IRE Karlsruhe — Offenburg (–Konstanz)